Kurzinfo:
- Zeit: September 2023
- Ort: Sendai, Präfektur Miyagi, Japan
Wo und was ist Sendai
Die typische Japanreise führt die meisten Touristen wohl ab der pulsierenden Metropole Tokio südwestwärts in Richtung der imposanten Schreine Kyotos oder des aufregenden Nachtlebens in Osaka. In die andere Richtung nach Norden ist das bekannteste Ziel wohl die Insel Hokkaido, nicht nur wegen der leckeren Kürbisse, sondern vor Allem durch die wilde Natur oder die Wanderwege und Skipisten, die man dort finden kann. Gerne übersehen wird dabei der nördliche Teil der Hauptinsel Honshu, der Tohoku genannt wird, übersehen. Dabei gibt es auch hier eine Menge zu bestaunen, was ich in diesem Artikel mal beleuchten möchte.
Matsushima
Die Kleinstadt Matsushima gilt für manche als einer der schönsten Orte in Japan. Sie liegt eine halbe Stunde nordöstlich von Sendai entfernt und ist mit dem Regionalzug super zu erreichen. Zu ihrer Bekanntheit verhelfen ihr die vielen, insgesamt gut 260, Inseln in der vorgelagerten Bucht. Diese Landschaft scheint tatsächlich einem Märchenbuch entsprungen, die kleinen Inseln sind oft dicht bewachsen von knorrigen Kiefern, die sich in bizarren Formen auf den kleinen Inseln so dicht drängen, dass diese manchmal unter der Last zusammenzubrechen drohen. Die zerklüfteten Felsen im Wasser erinnern oft an badende Lebewesen, die sich im Wasser tummeln.
Zwei der Inseln, Oshino und Fuukurajima, kann man auch vom Festland aus über kleine, malerische Brücken begehen. Hier kann man auf ruhigen und einfachen Wanderwegen die Insel erkunden und sich an der Natur erfreuen. Wer die Augen offen hält, erspäht bestimmt auch ein paar der zahlreiche rote Krabben, die sich hier herumtreiben. Ein Highlight ist außerdem eine Bootsfahrt durch die Bucht, die regelmäßig stattfinden und einen nah an ein paar der spektakulärsten Inseln heranbringen.
Wer hier ist, sollte außerdem unbedingt ein paar der hiesigen Austern probieren, die es hier in allen Formen zu kosten gibt.
Yamadera
Der Name ist Programm: Bergtempel heißt Yamadera übersetzt, und tatsächlich ist dieser geheimnisvolle Ort ein historisches Gotteshaus hoch oben auf einem Berggipfel. Man kommt hier von Sendai aus in nur gut einer Stunde per Regionalzug hin, und alleine die Zugfahrt lässt einen schon die fantastischen Berglandschaften erahnen, die hier auf einen warten. Dort angekommen, kann man den Tempel innerhalb von ein paar Gehminuten erreichen, doch muss man dann noch gut 1000 Stufen im Felsen erklimmen, um den Hauptteil des Yamadera zu erreichen. Doch hier ist der Weg bereits das Ziel: Entlang des Aufstieges kommt man an zahlreichen Artefakten vorbei, wie in den Fels geritzten Haikus von Pilgern aus den letzten Jahrhunderten. Wer den Aufstieg geschafft hat, wird mit einem atemberaubenden Blick über die Landschaft von Yamagata belohnt. Die tiefgrün daliegenden Berghänge lassen einen erahnen, warum viele Gläubige sich hier den Göttern nah fühlen. Der Tempel selbst, Ryūshaku-ji genannt, ist auch wirklich schön angelegt, und man kann die zahlreichen Schreine und Häuser eine ganze Weile erkunden.
Neben dem Bergtempel kann man auch das Städtchen Yamadera selbst besuchen. Es ist wirklich süß zwischen den Berghängen gelegen und besteht aus vielen traditionellen Häusern, die sich an der Straße aufreihen. Außerdem gibt es in der Gegend zahlreiche Wanderwege durch die bewaldeten Berge, die man erkunden kann. Während meines Besuches waren die meisten leider gesperrt.
Wer sich für Haikus interessiert, kann auch dem Museum über Bashō-kinenkan, einem Dichter des 17. Jahrhunderts, einen Besuch abstatten. Er gilt als eine der bedeutendsten Vertreter der Haiku-Verform, und hat Yamadera besucht und sich von der geheimnisvollen Landschaft inspirieren lassen. man kann es gut nachvollziehen, auch wenn ich persönlich das Museum nicht besonders spektakulär fand. Ein Besuch in Yamadera sollte trotzdem auf jeden Fall auf der Liste stehen, wenn man nach Sendai kommt.
Rinderzunge
Essen gehört in Japan selbstverständlich zu den besten Teilen eines Besuches. Wohin man auch kommt und schaut, überall gibt es kulinarische Höhepunkte zu probieren. In Sendai ist die lokale Spezialität Gyutan, das ist gegrillte Rinderzunge, die mit Ei, Gemüse, Reis oder Nudeln serviert wird. Man sollte sich von etwaigem Ekel nicht abschrecken lassen, und dem Gericht auf jeden Fall mal eine Chance geben. Selten habe ich so zartes und wohlschmeckendes Fleisch probiert, und in Streifen geschnitten und gebraten erahnt man den ursprünglichen Körperteil nicht einmal mehr.
Man bekommt Gyutan in zahllosen Restaurants in der Stadt, ob touristisch oder lokal, ich habe es in ein paar verschiedenen probiert und es war immer ausgezeichnet. In Japan kann man gastronomisch eigentlich sowieso nicht viel falsch machen.
Sendai Castle
Bisher habe ich von einigen Attraktionen berichtet, die man außerhalb von Sendai besuchen kann. Doch natürlich gibt es auch in der Stadt Sehenswürdigkeiten, die man besuchen kann. Eine davon ist die Burg von Sendai, auch Aoba Castle genannt. Hierher gelangt man bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und einem kurzen Spaziergang. Zugegebenermaßen ist nicht die Burg selbst hier das Highlight, diese ist eigentlich im Vergleich zu denen in anderen Städten eher eine Ruine mit ein paar Gebäuden. Im Laufe der Zeit wurde die ursprünglich stattliche Festung erst durch ein Erdbeben im 17. Jahrhundert, später durch einen Brand und zuletzt durch einen Luftangriff der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg immer weiter zerstört, bis nur die heutigen Mauerreste und ein einsamer Wachturm übrig blieben.
Was die Burg jedoch durchaus einen Besuch wert macht, ist die beeindruckend weitläufige Aussicht auf Sendai und die umgebende Landschaft. Hier verweilte ich wirklich eine lange Zeit und genoss den wunderbaren Blick, den man hier im Panorama auf sprichwörtlich fast das gesamte Stadtgebiet, bis hin zu den dahinter liegenden Bergketten und der Ostküste Japans, hat. Wer mag, kann auch einen ausgedehnten Spaziergang durch die umgebenden Parkanlagen unternehmen oder das angrenzende Stadtmuseum besuchen.
Kokubuncho
Es ist bekannt, dass die Japaner trotz ihrer zurückhaltenden und respektvollen Kultur eine ausgeprägte Feierkultur besitzen - stille Wasser sind bekanntermaßen tief. Und so gibt es in jeder größeren Stadt ein Ausgehviertel. Da Sendai immerhin mit knapp zwei Millionen Einwohnern so groß ist wie Hamburg, darf dieses natürlich auch hier nicht fehlen. Es trägt den Namen Kokubuncho, und ist wie in anderen Städten eine Ansammlung von kleinen und großen Straßen, die abends und besonders am Wochenende zur Fußgängerzone und pulsierendem Zentrum des Nachtlebens der Stadt werden. Hier gibt es zahllose Bars, Clubs, oder auch Spielotheken, in die ich mich von meiner Hostelbekanntschaft Daniel ziehen ließ, um dort mein Können, oder eher Nichtkönnen, am Dance Arcade Automaten unter Beweis zu stellen.
Doch auch wem nicht nach Tanzen, sei es auf dem Dancefloor einer Diskothek oder einem Automaten, ist, kann in einer gemütlichen Bar den Abend ausklingen lassen, oder mit einem Getränk aus dem Konbini wunderbar das abendliche Treiben genießen. langweilig wird hier zumindest keinem so schnell.
Fazit
Natürlich ist das nur eine Auswahl aus noch vielen anderen Dingen, die man in Sendai und seiner Umgebung entdecken kann. Ich war nur gut zweieinhalb Tage hier und habe dadurch natürlich nicht alles machen können, war jedoch sehr positiv überrascht von der Schönheit und Vielfalt dieser Gegend.















