Kurzinfo:
- Zeit: Februar 2025
- Ort: Anuradhapura, Sri Lanka
Einführung
Die Hauptstadt von Sri Lanka heißt heute Colombo, das weiß jeder, der ein bisschen Allgemeinbildung besitzt, oder zehn Sekunden in eine Google-Recherche investieren möchte. Doch das war nicht immer so. Über 1300 Jahre lang befand sich hier die Hauptstadt der verschiedenen singhalesischen Vorgängerreiche, und nach ihrer Eroberung und Zerstörung durch die indische Chola-Dynastie geriet sie lange in Vergessenheit. Doch wurde sie später wieder entdeckt und ausgegraben, und beherbergt heute einige der wichtigsten Kulturstätten des Landes, besonders im Hinblick auf ihre buddhistische Geschichte. So ist der heilige Baum Jaya Sri Maha Bodhi, der in Anuradhapura zu finden ist, ein direkter Ableger des Sri Maha Bodhi, unter dem Buddha der Legende nach die Erleuchtung erlangt haben soll.
Anfahrt
Nicht direkt die Erleuchtung, aber doch ein Lichtblick ist das, was wir am Rande der dunklen Hauptstraße in Negombo brauchen, wo wir die richtige Haltestelle suchen, um unseren Bus zu erwischen. Mitten in der Nacht sind wir von unserem Hotel aufgebrochen, um am nächsten Morgen in Anuradhapura zu sein. Und jetzt stehen wir an der Stelle, wo laut der Webseite unserer Busgesellschaft unser Gefährt abfahren soll, und es tut sich - nichts. Es gibt angenehmere Situationen, als nachts in einem fremden Land am Straßenrand zu stehen und nicht zu wissen, ob man von hier weg kommt. Ein paar Busse müssen wir unverrichteter Dinge weiterfahren lassen, da sie andere Ziele ansteuern. Aber schließlich kommt auch unserer um die Ecke gebogen, und wir können uns in unsere Sessel fallen lassen und in angenehmer Fahrt mit weniger angenehmem Schlaf in Richtung unseres Ziels los juckeln.
Letztlich sind es nur gut drei Stunden bis nach Anuradhapura, und wir kommen schon am frühen Morgen an. Gott sei Dank ist unser Zimmer einerseits nur zehn Minuten zu Fuß von der Bushaltestelle und andererseits bereits bezugsfertig, was uns in Sri Lanka noch öfter passieren soll, und man ist hier nicht so streng mit den Check In Zeiten. So können wir direkt noch mal ein paar Stunden in einem richtigen Bett schlafen.
Besuch der Stätten
Nach einer ausgedehnten Erholungspause geht es nach dem Aufstehen gleich los, um die berühmten heiligen Stätten der Stadt zu erkunden. Unser Host hat sich gleich nach unserer Ankunft angeboten, uns mit seinem Tuk Tuk den Tag über herumzufahren. Die Tempel erstrecken sich über den gesamten Nordosten der Stadt, und wären normalerweise wohl in einem langen Tag einigermaßen erlaufbar. Da sich jedoch schon am Morgen Regen angekündigt hat, nehmen wir das Angebot unseres Hosts gerne an. Wir tuckern los, und brauchen auch nicht allzu lange, bevor wir die ausgedehnte Anlage erreichen.
Jethawanaramaya
Der erste Halt ist die Jethawanaramaya Stupa. Stupas sind die typischen halbrunden Gebäude, die man in vielen buddhistischen Tempeln findet. Sie dienen oft als Aufbewahrungsort von Reliquien und waren ursprünglich als Begräbnisstätte gedacht. In dieser hier hätte wohl eine ganze Stadt ihre letzte Ruhe finden können, so erhaben und mächtig ragt der dunkelrote Steinbau in den grau verhangenen Himmel, gekrönt von einer abgeflachten Spitze. Bevor Anuradhapura im Mittelalter verlassen wurde, war sie noch ein ganzes Stück höher als die heutigen 71 Meter, und hat eine Grundfläche von über zweihunderttausend Quadratmetern. Als größtes Ziegelgebäude der Welt mit angeblich gut einhundert Millionen (!) verbauten Steinen ist sie auf jeden Fall ein wahnsinniger Anblick. Eine halbe Ewigkeit brauchen wir, um diesen Koloss zu umrunden, die an einer Seite angebrachten Baugerüste wirken daneben wie Strohhalme.
Kottum Pokuna
Der nächste Stopp sind die Zwillingsbecken Kottum Pokuna, wo wir wegen einsetzendem Starkregen erst mal eine Weile im Tuk Tuk versteckt warten müssen, bevor wir uns raus wagen. So ganz genau weiß man wohl nicht, wozu sie gedient haben, ob als schlichte Badestätte oder einem anderen Zweck. Wobei schlicht hier nicht der richtige Ausdruck ist, denn sie sind bestückt mit steinernen Rändern, an denen Ornamente und Tierfiguren angebracht sind. Aber auch echte Tiere, nämlich Affen, mögen die Mischung aus Wasser, Natur und den Futtereinheiten wohlmeinender Touristen zu schätzen, treiben sich hier herum und sind sehr zutraulich.
Abhayagiri
Wie ein Zwilling zum Jethawanaramaya sieht die Abhayagiri Stupa aus, von außen kaum zu unterscheiden, sodass ich sogar Mühe habe, die Fotos im Nachhinein richtig zuzuordnen. Sie ist zwar etwas kleiner als ihr Bruder, aber ein ebenso pompöser Anblick, und bildete das Zentrum des historischen Anuradhapura mit der gleichnamigen Klosteranlage. Hier lebten zur Blütezeit im dritten Jahrhundert nach Christus gut 5000 Mönche, heute hat außer der gewaltigen Halbkugel kaum ein Gebäude vollständig die Zeit überdauert. Man kann jedoch zwischen zahlreichen Ruinen umherlaufen und wesentliche Relikte aus dieser Zeit entdecken, wie den Mondstein Sandakada pahana, der ein bisschen aussieht wie eine versteinerte Fußmatte, aber um Gottes Willen nicht als solche behandelt werden sollte. Er ist reich verziert mit Paraden von Tieren wie Schwänen, Löwen und Bullen, und einem großen Lotus im Zentrum.
Ruwanwelisaya
Leuchtend weiß liegt die Ruwanwelisaya Stupa da, und ist schon von weitem gut zu erkennen. Sie ist mit über 90 Metern noch mal etwas höher als die anderen, und auch noch mal einige hundert Jahre älter. Bevor wir sie umrunden können, zwingt uns ein weiterer Regenguss zu einem Zwischenstopp in einem der kleineren Tempel davor. Zahlreiche Gläubige entzünden hier Räucherstäbchen und beten, sodass wir uns ein bisschen fehl am Platz vorkommen. Aber angesichts des Wetters hat ein jeder Verständnis, glaube ich. Als der Regen nachlässt, erkunden wir staunend das Gebäude und die kleinen umgebenden Schreine.
Isurumuniya-Tempel
Als letztes bringt uns unser Host nach der mittlerweile doch sehr ermüdenden Tour zum Felsentempel Isurumuniya. Er liegt eingebettet in große schwarze Felsen am südlichen Ende der historischen Stätte. Durch viele kleine Aufgänge und Treppen kommt man auf eine Aussichtsplattform, von der man einen wunderbaren Blick auf die umgebende Landschaft. In seinem Hauptraum kann man einen großen Reclining Buddha bewundern, der dort inmitten des farbenfroh ausgestalteten Raumes liegt.
Rückkehr
Nach diesem langen Tag kehren wir beseelt von den vielen Eindrücken mal wieder todmüde zurück in unser Quartier. Wahrscheinlich war es sportlich von uns, so viele Stopps an einem Tag mitzunehmen, und ich kann mir ausmalen, wie es sein muss, wenn man sich nicht wie wir bequem in einem Tuk Tuk herumkutschieren lässt. Was mir auf jeden Fall aufgefallen ist, ist, dass Anuradhapura trotz seiner großen Bekanntheit neben internationalen Touristen auch viele gläubige Buddhisten anzieht. Man darf nie vergessen, dass es sich hier auch und vor allem um eine Pilgerstätte handelt, nicht nur eine reine Sehenswürdigkeit.











