Auf und Ab in Kandy

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Author

Alex

Published

June 1, 2025

Modified

June 1, 2025

Eine Stadt, die so süß und beschaulich ist, wie ihr Name vermuten lässt - nein, ganz im Gegenteil. Als wir nach einer eigentlich nicht mal ganz so langen Busreise aus Sigirya über Dambulla hier ankommen, werden wir, geradezu hineingeworfen in einen großstädtischen Trubel aus hupenden Motorrollern, laut rufenden Straßenverkäufern und brutzelnden Straßengrills. Die staubige Luft flimmert in der frühen Nachmittagshitze, und wir müssen uns hier, irgendwo zwischen dem westlichen Ufer des Kandy Lake und dem zentralen Marktplatz, zurechtfinden und unseren Weg zum Hotel bahnen. Ein typisch südostasiatisches Willkommen!

Verkehr in Kandy

Verkehr in Kandy

Schnell schultern wir unsere Rucksäcke und folgen Google Maps durch das wuselige Gewirr. Die netten Nachfragen einiger Einheimischer nach unserem Ziel beantworten wir selbstbewusst mit dem Namen unseres Hotels und gehen weiter. Nach den Stunden im engen Bus sind ein paar Schritte ganz angenehm, außerdem ist es nur ein kurzer Weg zum Hotel. Trotzdem sind wir nach ein paar Minuten bereits komplett durchgeschwitzt und froh, als wir uns in der dunklen, aber kühlen Lobby in zwei Sessel fallen lassen und durchatmen können. Wir beschließen, die etwas kühleren Abendstunden abzuwarten, bevor wir aufbrechen, um die Stadt weiter zu erkunden.

Trotz des anfänglichen Trubels stellen wir fest, dass Kandy sehr schön und romantisch in den Bergen Zentral-Sri Lankas gelegen ist. Die Stadt zählt zwar nur 120.000 Einwohner, ist aber die bisher mit Abstand größte auf unserer bisher durch eher beschaulichere Orte führende Reise in Sri Lanka. Im Vergleich zu so mancher Megacity Asiens also eher ein Zwerg. An sich ist die Stadt leicht erlaufbar, wie wir noch feststellen sollen. Rund um den zentralen Orientierungspunkt, den Kandy Lake, befinden sich zahlreiche der wichtigen Sehenswürdigkeiten. In den umliegenden Hügeln gibt es viele wunderschöne Aussichtspunkte, von denen man das Stadtzentrum wie auch die umgebenden grünen Wipfel ausgezeichnet bewundern kann. Einer davon ist der unexotisch benannte Kandy View Point, zu dem wir uns dieses mal mit dem Tuk Tuk bringen lassen, um den Sonnenuntergang zu genießen. Majestätisch versinkt die Sonne hinter den Hügeln und taucht die Stadt unter uns in leuchtend rotes Abendlicht. In den Häusern und auf den Straßen beginnen viele kleine Lichtpunkte zu leuchten, je dunkler es wird, und deuten das beginnende nächtliche Treiben in der Stadt an.

Aussicht vom Kandy View Point

Aussicht vom Kandy View Point

Von dem Aussichtspunkt aus starten wir eine kleine Erkundungstour hinunter in das historische Zentrum, das sich direkt an den Kandy Lake anschließt. Hier finden sich zahlreiche Häuser aus der britischen Kolonialzeit, die mit ihren verschnörkelten Fassaden und säulenverzierten Veranden wunderschön anzusehen sind. Das abendliche Treiben schafft hier eine ganz besondere Atmosphäre, die durch die beeindruckenden Flughunde, die in großen Schwärmen in niedriger Höhe durch die Lüfte segeln, bereichert wird. Unser Abendessen bekommen wir in einem Lokal, das von seiner Ausstattung und Speisekarte her auch im Münchener Glockenbachviertel stehen könnte. Außer den Angestellten sehen wir keinen einzigen Einheimischen.

Nächtliches Treiben in der Altstadt

Nächtliches Treiben in der Altstadt

Am nächsten Tag ist unser erstes Ziel der Tempel Sri Maha Bodhi Viharaya, der sich einen kleinen, aber durch die Hitze und den Anstieg, doch recht anstrengenden Spaziergang von unserer Unterkunft entfernt befindet. Durch den großen sitzenden Buddha, der von der Stadt aus weithin sichtbar ist, ist er sehr leicht zu finden. Laut Wikipedia hat er keinen hohen künstlerischen Wert und ist auch noch recht neu, aber ein beeindruckender Anblick ist der nichtsdestotrotz. Im Tempel erkunden wir die typischen kleinen Schreine, in denen Gläubige Räucherstäbchen entzünden und Blumen als Geschenk zurücklassen, und werden mit einem tollen Ausblick von dem kleinen Vorplatz des Tempels belohnt. Hier kann man sich jedoch ohne Socken nicht allzu lange aufhalten, da die gleißende Sonne die Steine am Boden schon enorm aufgeheizt hat, sodass man sich fühlt, als würde man auf einer Herdplatte stehen. Ein noch beeindruckenderer Blick bietet sich vom Hinterkopf des Buddha, den man über eine kleine Treppe auf der Rückseite erklimmen kann. Hier kann man fast dreihundertsechzig-Grad auf die Stadt und die umliegenden Wälder hinunterschauen.

Aufstieg zum Buddha

Aufstieg zum Buddha

Blick über die Schulter des Buddha

Blick über die Schulter des Buddha

Anschließend geht es weiter zum Tempel Asgiri Maha Vihara Pirivena, die nicht weit ebenso luftig über der Stadt gelegen ist. Ein netter Einheimischer bietet uns an, ein Stück in seinem Tuk Tuk mitzufahren, und hitzebedingt nehmen wir dieses nette Angebot an. Unser angebotenes Geld lehnt er lachend ab, vielleicht haben wir ja schwitzend an der steilen Bergstraße entlangkriechend doch ein eher bemitleidenswürdiges Bild abgegeben. Die Stupa an sich ist ebenso weithin aus der Stadt sichtbar, wie sie strahlend weiß auf einem Hügel thront. Sie sieht zwar zunächst vergleichsweise unspektakulär aus, beeindruckt beim näheren Erkunden aber mit bunten Malereien religiöser Motive und einer weiteren Stupa im Inneren. Es ist bisher selten passiert, dass man eine Stupa überhaupt betreten konnte, bei den meisten bisherigen Tempeln, die wir besucht hatten, war sie verschlossen oder hatte überhaupt keinen erkennbaren Eingang.

Farbenfrohe Verzierungen in der Stupa

Farbenfrohe Verzierungen in der Stupa

Um das Gebäude herum verläuft ein breiter Balkon, von dem man aus einen sehr beeindruckenden Ausblick auf die Stadt und die grünen Gipfel der umliegenden Landschaft hat. Wir beobachten eine ganze Weile eine Art Sportfest auf einem großen Gelände unterhalb des Tempels, das wir schon auf dem Weg hierher passiert haben. Wir können nicht genau ausmachen, was dort genau stattfindet. Kinder und Jugendliche laufen in Gruppen auf einer großen Rasenfläche ein, stellen sich in einer Reihe auf, beratschlagen sich scheinbar in Gruppen, stellen sich wieder auf, und verlassen das Gelände wieder, begleitet von kurzem Applaus und lauter Popmusik. So ganz werden wir nicht schlau daraus, vielleicht war es ein Cricket-Match, dessen Ablauf außerhalb des Commonwealth sowieso keiner versteht.

Aussicht von der Stupa auf die Stadt

Aussicht von der Stupa auf die Stadt

Im Erdgeschoss des Tempels befindet sich ein kleines Museum zur Geschichte des Buddhismus in Sri Lanka. Am Ausgang bietet mir ein lachender Wachmann seinen Plastikstuhl und einen Schuhlöffel an, als ich ungelenk wieder in meine Sneaker schlüpfen will. Da unser über PickMe geordertes Tuk Tuk keine Anstalten macht, uns abzuholen, laufen wir zum Hotel zurück.


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