Der Sattel des Teufels

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Author

Alex

Published

October 23, 2025

Modified

October 25, 2025

Kurzinfo:

Legende

Damit hatte der Leibhaftige nicht gerechnet: Den weitläufigen Ausblick auf das tyrrhenische Meer genießend, wähnte er sich als permanenter Bewohner dieses schroffen Felsens über der Küste Südsardiniens. Auch der Fürst der Finternis genießt mal einen schönen Tag am Strand beim Planschen und einem leckeren Gelato. Doch das wollte sich Gott nicht gefallen lassen: Um den Teufel von dort zu vertreiben, schickte er eine Armee an Engeln, die ihn dort hoch oben über der See stellten. Ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse entbrannte, in dessen Verlauf die Engel ihren Gegner ins Meer stoßen konnten. Bei seinem Absturz hinterließ der Sattel, den der Teufel von seinem höllischen Ross mit sich riss, deutliche Spuren im Gestein. Satan war danach nie mehr in der Gegend gesehen.

Der Teufelssattel von Poetto Beach aus gesehen

Der Teufelssattel von Poetto Beach aus gesehen

Weg und Beginn

So oder so ähnlich soll es sich laut der Legende zugetragen haben, als die namensgebende Felswand des Teufelssattels südöstlich der sardischen Hauptstadt Cagliari entstand. Es ist leicht zu glauben, denn auch ohne viel Fantasie erinnert die große Kuhle in dem Grat an einen Sitz, der für jemand sehr Überdimensionalen wie Luzifer höchstpersönlich wie geschaffen scheint. Auch ohne sich in die Gefahr zu begeben, dass er einen ergreifen könnte (wie denn auch, wenn er ins Meer gestürzt ist), kann man sich hier heute selbst auf Erkundungstour begeben. Der Teufelssattel liegt in direkter Nachbarschaft zum Poetto Beach, dem größten und bekanntesten Strand in der Umgebung Cagliaris, über den ich schon in diesem Artikel geschrieben habe. Man kann denselben Bus wie die Sonnenhungrigen ab dem Bahnhof in Cagliari nehmen, um zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, dem Stadtteil San Bartolomeo, zu gelangen. Von hier hat man mehrere Möglichkeiten, das von zahlreichen Wanderwegen durchzogene Gebiet des Capo Sant Elia, in dem sich der Berg befindet, zu erkunden. Wir entscheiden uns zunächst für den Faro di Capo Sant Elia, also den Leuchtturm mit einer vorgelagerten kleinen Festung, als Zwischenziel. Hier kommt man bereits über eine bequem spazierbare Straße, auf der uns auch viele Autos von weniger laufbegeisterten Besuchern begegnen. Innerhalb von nur ein paar Minuten sind wir oben und können den wirklich ganz schönen Ausblick über die unter uns liegende Küste erblicken. Auch ein paar kleine Strände erstrecken sich links von uns entlang der ansonsten von steilen Klippen gesäumten Bucht. Über den Weg, den wir gekommen sind, zurück gehend, gelangen wir in nur kurzer Zeit in das Viertel Calamosca, das hier direkt am Meer gelegen ist. Immer wieder stoßen wir auf Hinweisschilder, dass es sich hier vielfach um militärisches Gelände handelt, und versuchen daher, nicht zu sehr vom Weg abzuweichen, auch wenn es hier sicher auch viele ungefährliche Pfade zu erkunden gäbe. Ansonsten liegt die Gegend wie auch das Örtchen selbst in der Mittagshitze eher verschlafen und staubig da. Entlang der Via Calamosca laufen wir eine Weile der Straße folgend, und biegen dann nach links in das Naturschutzgebiet. Die Straße selbst führt noch weiter die steinige Küste entlang zu einem Aussichtspunkt mit einem Hotel samt kleinem Privatstrand, aber an sich ist hier auch nicht viel mehr zu sehen als die Bucht von der anderen Seite.

Bucht vor Calamosca

Bucht vor Calamosca

Blick von der Via Calamosca auf Capo Sant Elia

Blick von der Via Calamosca auf Capo Sant Elia

Monti Sant Elia

Unser nächstes Ziel ist der höchste Berg der ganzen Halbinsel, auf der sich der Sattel befindet, der dem gleichnamige Berggipfel. Durch das Naturschutzgebiet aus sandfarbenen Felsen und trokenen dornigen Sträuchern laufend, machen wir abermals einen kleinen Abstecher vom Hauptweg hinunter in Richtung Küste, wo wir einige kleinere Aussichtpunkte erhoffen. Leider stellt sich heraus, dass diese nur mit nicht zu verachtender Kraxelei zu erreichen sind, die wir uns mit unseren Laufschuhen doch nicht ganz zutrauen. So gehen wir unverrichteter Dinge wieder zurück zum Hauptweg, der, bald bergauf führend, uns rasch dem Gipfel näher bringt.

Bald werden wir mit einer links von uns plötzlich auftauchenden Aussicht auf den gesamten Poetto Beach und das dahinter liegende Molentargius-Schutzgebiet belohnt: Kilometerweit erstreckt sich ein strahlend weißes Band zwischen dem tiefblauen Meer und den violett-bläulich gefärbten Salzbecken, die in einem Schachbrettmuster angeordnet still in der Hitze daliegen. Obwohl man nichts hört, sieht man, dass am Strand selbst und vor allem im Wasser davor geschäftiges Treiben herrscht. Zahlreiche Wassersportler machen mit ihren Surfbrettern und kleinen und großen Segelbooten die Wellen unsicher, auch eine ganze Gruppe kleinerer Segelboote, die synchron wie ein Gänseschwarm durch das Meer pflügen, kann man erkennen. Vielleicht findet hier eine kleine Regatta oder Segelstunde statt. Eine ganze Weile betrachten wir dieses beeindruckende Panorama, das einer lebendig gewordenen Postkarte gleicht, bevor wir uns an die letzten Höhenmeter zum Gipfel des Monti Sant Elia, dieses imposante Bild immer links von uns haltend.

Bald tauchen vor uns einige sandfarbene Steinhaufen auf, die eindeutig die Überreste menschlicher Bauten sind. Es handelt sich um die Stümpfe einiger Türme, die im Mittelalter zur Küstenverteidigung Sardiniens gehörten, aber nunmehr halb verfallen, wenn auch teilweise gesichert und restauriert, hier entdeckt werden können. Zwischen der Vegetation aus Aloe Vera, kleinen mediterranen Bäumen und stacheligen Sträuchern fühlt man sich hier wie in einem Historienfilm gelandet. Im umgebenden Panorama aus tiefblauen Meer erwartet man, antike Galeeren zu erblicken, die hier die Küste abfahren, um ihre Waren quer durchs Mittelmeer an weit entfernte Orte zu bringen.

Aussicht auf Poetto

Aussicht auf Poetto

Blick vom Monti Sant Elia auf das Meer

Blick vom Monti Sant Elia auf das Meer

Blick auf Poetto Beach

Blick auf Poetto Beach

Turmruinen auf dem Gipfel

Turmruinen auf dem Gipfel

Abstieg und Teuelssattel

Wir können uns nicht leicht von diesem Ort losreißen, aber machen uns bald an den Abstieg, der inmitten der üppigen Vegetation nicht leicht zu finden ist. Ein enger Pfad führt steil durch das dicht bewachsene Gelände nach unten, und in den Laufschuhen rutschen wir ohne gutes Profil das ein oder andere Mal auch den sandigen Weg bergab. Wir können uns aber Gott sei Dank an Ästen und Sträuchern am Wegesrand festhalten. Der nun wieder unter uns liegende Strand kommt etwas näher. Vorher biegen wir aber nochmals nach rechts ab, folgen kurz einem Maschendrahtzaun, der wieder ein militärisches Gebiet kennzeichnet, und landen nun auf dem Torre del Poetto, einem Aussichtspunkt, der in direkter Nachbarschaft zum Teufelssattel liegt, und einen Rundumausblick vom Strand Poetto auf das offene Meer hinaus bietet. Dieser Ausblick erklärt wohl, warum sich hier eine weitere Turmruine aus dem 16. Jahrhundert befindet, die einst als Aussichts- und Wachturm gedient haben muss. Heute ist der ehemalige Turm längs wie von einer Axt gespalten, und zwei Hälften, eine deutlich höher als die andere, hängen schräg in diese wahrhaft beeindruckende Kulisse. Unter uns erblicken wir wieder zahlreiche Wasserfahrzeuge, die in die Bucht ein- oder ausfahren, und so ist der Torre de Poetto tatsächlich noch heute das Einfallstor zum größten Strand in Sardiniens Hauptstadtregion.

Von dort aus geht es weiter bergab, etwas weniger steil, aber trotzdem so, dass man schon etwas aufpassen muss, nicht auszurutschen und auf dem Hintern zu landen. Der Strand, unser ersehntes Ziel, kommt immer näher und näher. Links des Weges erstreckt sich ein weiteres militärisches Sperrgebiet, dessen löchrige Maschendrahtumzäunung uns ein willkommenes Geländer zum Festhalten ist. Schließlich purzeln wir direkt am westlichen Ende des Strandes heraus, nach einer relativ kurzen, aber doch recht anstrengenden Abstiegsprozedur. Hier wartet dafür die wunderbare und wohlverdiente Belohnung auf uns, in Form eines kühlen Bades im Meer vor Poetto und der magischen Abendstimmung zwischen Badegästen und Wassersportlern, die hier in der spätnachmittäglichen Hitze entweder den Arbeits- oder Urlaubstag ausklingen lassen. Die zahlreichen Strandbars sind größtenteils noch geöffnet, trotz beginnender Nebensaison, und laden dazu ein, die einsetzende Abenddämmerung bei einem Getränk gemütlich sitzend zu genießen.

Der Torre del Poetto

Der Torre del Poetto

Entlang des Abstieges kommt man an militärischem Sperrgebiet vorbei

Entlang des Abstieges kommt man an militärischem Sperrgebiet vorbei

Am Ziel - der Fels vom Poetto Beach aus gesehen (hier kurz vor dem Regen)

Am Ziel - der Fels vom Poetto Beach aus gesehen (hier kurz vor dem Regen)

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