Elefanten und Flamingos

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Author

Alex

Published

October 16, 2025

Modified

October 25, 2025

Kurzinfo:

Auf nach Bella Italia

Heute gibt es mal ein Update von einer Tour, auf der ich mich aktuell noch befinde. Um dem aufkommenden Herbst in Deutschland noch einmal zu entfliehen und weil der letzte längere Urlaub schon eine Weile her ist, sind wir dem Ruf der Dolce Vita gefolgt und haben uns diese Woche nach Sardinien begeben. Das Einfallstor für die meisten Reisenden ist die Hauptstadt Cagliari, ganz im Süden der Insel gelegen. Viele machen hier wahrscheinlich nur relativ kurz Rast, um sich auf die weitere Erkundung der Insel vorzubereiten.

Über die Stadt

Wie viele italienische Städte ist Cagliari schon ausgesprochen alt und hat eine reichhaltige Geschichte vorzuweisen, die sich in ihrer typisch mediterranen Bausubstanz niederschlägt. Wie uns unsere Guide auf einer Tour durch die Altstadt erzählt, sehen sich viele Sarden nicht primär als italienisch, sondern als Bewohner Sardiniens, mit eigener Kultur und Identität. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Insel gehört erst seit gut 150 Jahren zu Italien. Davor war es seit den Zeiten den römischen Reiches zu unterschiedlichsten Ländern gehörig: Die Byzantiner, die mittelalterlichen Stadtstaaten Pisa und Genua, später dann Spanien. Insbesondere letztere haben ihren Stempel in mancherlei Hinsicht bis heute aufgedrückt, nicht zuletzt findet man in der hiesigen Sprache noch viele Vokabeln, die aus dem Spanischen stammen. Heute ist die Stadt mit über 400.000 Einwohnern im größeren Einzugsgebiet Heimat für fast jeden dritten Sarden.

Castello

Das Viertel Castello, durch das unsere Tour führt, war in früheren Jahrhunderten der Stadtkern Cagliaris. Seine strategisch günstige Lage merkt man heute noch vor allem dadurch, dass man auf dem Weg dort hindurch einige Höhenmeter mitnimmt. Die engen Gassen der Stadt schlängeln sich steil empor, und wir kommen trotz der nur milden Temperaturn ganz gut ins Schwitzen. Belohnt werden wir schnell mit einem wirklich fantastischen Ausblick vom Plateau oberhalb der Bastione di Saint Remy, von wo aus man die Stadt bis zum Meer fast vollständig überblicken kann. Ein unüberschaubarer Teppich an flachen Dächern, durchsetzt von einzelnen Kirchtürmen, zieht sich bis zum Hafen herunter. Dort liegen neben zahllosen Segelyachten und kleineren Fischerbooten ein riesiges Kreuzfahrtschiff und eine Autofähre vor Anker, deren Passagiere regelmäßig die Altstadt von Cagliari fluten. Das geschieht natürlich zur Freude und zum gleichzeitigen Verdruss der Einwohner, wie wir erfahren. Die Bastion selbst sieht mit ihren halbrunden Torbögen und massiven, mit Säulen verzierten Mauern altehrwürdig und fast antik aus, ist aber erst gut 120 Jahre alt. Sie wurde seitdem durch einen alliierten Luftangriff im Zweiten Weltkrieg auch bereits wieder zerstört und neu aufgebaut. Heute ist sie beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort in Cagliari.

Von der Bastion aus laufen wir weiter bergauf nach Castello hinein. Wir kommen an einem der beiden erhaltenen Türme der Befestigungsanlagen vorbei, dem pompösen und massiven Elefantenturm. Sein Namensgeber, ein Marmorelefant auf einem Podest an der Seitenwand des Turmes, ist deutlich weniger pompös, und sieht nicht nur laut unserer Guide eher aus wie ein Schwein mit Rüssel als ein majestätischer Dickhäuter.

Ein Kernstück von Castello ist, im erzkatholischen Italien nicht sehr überraschend, die Kathedrale Santa Maria di Castello. Ihre Front ist der Kathedrale von Pisa nachempfunden, vielleicht eine Hommage an die ehemaligen Herrscher Sardiniens. Dahinter erstreckt sich ein, insbesondere für die sonst so beengten Verhältnisse der Altstadt gigantisches Kirchenschiff mit einer nicht minder riesigen Kuppel. Leider können wir die Kathedrale erst am nächsten Tag betreten und ihre wahnsinnige schöne Innengestaltung samt der liebevoll gestalteten Krypta bewundern, denn zum Zeitpunkt unseres ersten Besuches ist hier ein Gottesdienst. Viel mehr Aufmerksamkeit erhält dadurch der Keyboardspieler auf der Piazza vor der Kirche, der hier ein buntes Potpourri an Popsongs und Klassikern zum besten gibt, um die Touristen zu unterhalten und zum Tanzen zu animieren. Tatsächlich sorgt sein Talent und sein Kumpane, ein älterer Einheimischer mit hervorragender Laune und Tanzfähigkeiten dafür, dass viele Besucher sich auf das Angebot einlassen. Und so verbringen wir unsere kurze Pause mit unerwarteter musikalischer Unterhaltung.

Wir erkunden gemeinsam noch ein wenig die verwinkelten Gässchen der Altstadt, genießen eine weitere Aussicht auf den östlichen Teil der Stadt und beenden unsere Tour beim Torre di San Pancrazio, dem Zwilling des Elefantenturms, wenn auch ohne tierische Verzierung.

Die Bastione di Saint Remy

Die Bastione di Saint Remy

Klasse Aussicht von der Bastion

Klasse Aussicht von der Bastion

Der Elefantenturm

Der Elefantenturm

Die Kathedrale von Innen

Die Kathedrale von Innen

Die Kathedrale von Außen

Die Kathedrale von Außen

Musik und Tanz auf der Piazza

Musik und Tanz auf der Piazza

Poetto Beach & Molentargius

Der nächste Tag führt uns aus der Innenstadt hinaus an den Hausstrand der Stadt, den Poetto Beach. Wir müssen vom Bahnhof aus einen der zahlreichen Stadtbusse nehmen, die einen in knapp einer halben Stunde und für wenig Geld dorthin bringen. Die Tickets erstehen wir vor der Fahrt an einem der vorhandenen Ticketautomaten, auch mit der Hilfe einiger freundlicher Mitarbeiterinnen des lokalen ÖPNV-Verbundes CTM (dessen Logo auch ein Elefant ist).

In Poetto angekommen, wird man quasi direkt am Strand ausgespuckt. Er erstreckt sich über einige Kilometer und bietet Platz für wohl ungezählte Sonnenhungrige, die sich hier zur Hauptsaison tummeln dürften. Zur Zeit ist jedoch Nebensaison, und auch wenn unser Bus alles andere als leer war, liegen weite Teile des Strandes verwaist da. Nur hier und da liegen Leute auf ihren Tüchern, und die Horrorbilder aus den Urlaubsdokus sind hier zum Glück keine Realität. Auf dem Wasser treiben sich dafür viele Surfer und Segler herum, die das schöne und nicht zu heiße Wetter und den stetigen Wind für ihren Wassersport nutzen. Die Bucht, in der der Strand liegt, ist von flachen Bergen gesäumt, die sich in der fast wolkenlosen Luft dunstig über den Horizont erheben. Gut sichtbar setzt sich der als Sella del diavolo oder Teufelssattel bekannte Felsen ab. Das wirklich fotoreife azurblaue Wasser kräuselt sich schneeweiß, wo sich die flachen Wellen brechen, und lädt geradezu aufdringlich zum Schwimmen ein.

Nichts wie hinein! Einen kurzen Moment später, in dem man sich an das doch herbstlich schon echt kühle Wasser gewöhnen muss, schwimme ich durch das kühle Nass. Dieser Moment ist der Inbegriff von Urlaub und ich fühle mich, als wäre ich in einem Reiseprospekt gelandet.

Nach einer ganzen Weile Strandgenuss gehen wir weiter in das direkt angrenzende Naturschutzgebiet Parco di Molentargius. Dieses ist durchsetzt mit großen künstlichen Becken, in denen Meerwasser zur Salzgewinnung verdunstet wurde. Auch wenn hier heute kein Salz mehr abgebaut wird, ist dieses zunächst so trist anmutende Gebiet voller Leben. Zu großer Bekanntheit in der Region verhilft dem Park die große Population von Flamingos, die sich hier seit vielen Jahren dauerhaft aufhalten. Laut unserer Guide ist auch ein einzelner Pelikan darunter, der von den Einheimischen Silvio genannt wird. Diesen erspähen wir bei unserem Spaziergang leider nicht, dafür umso schneller die pinken Stelzenvögel. In kleinen Gruppen stehen sie in den Solebecken, die, vielleicht durch ihren hohen Salzgehalt, auch teilweise violett in der strahlenden Nachmittagssonne schimmern.

Der Park selbst ist wie schon gesagt eher trist und besteht neben den Wasserflächen eher aus kargen Strauchlandschaften und Kakteen, die ihn eher wie eine Steppe wirken lassen. Eine ganze Weile spazieren wir hier drin herum und können eine enorme Größe nur erahnen. Von weitem sehen wir noch weitere große Gruppen an Flamingos, die sich als helle Punkte im größten Becken, dem Stagno di Molentargius, tummeln. Leider kommen wir nicht näher heran, und da die Sonne mittlerweile sowieso unerbittlich herunterbrennt, machen wir uns auf den Rückweg zu Poetto, um uns etwas Abkühlung in Form eines Kaltgetränkes zu gönnen.

Poetto Beach von oben

Poetto Beach von oben

Poetto Beach - in der Nebensaison ist noch viel Platz

Poetto Beach - in der Nebensaison ist noch viel Platz

Parco di Molentargius

Parco di Molentargius

Flamingos genießen den sonnigen Nachmittag

Flamingos genießen den sonnigen Nachmittag

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