Auf einer langen Reise in einem fremden Land kann man schon mal vom Heimweh befallen werden. Sich ständig in einer fremden Kultur zu bewegen, möglicherweise noch alleine, kann schon mal anstrengend werden, sodass man sich nach einer vertrauten, entspannten Umgebung sehnt, die einem nicht viel Anpassungsfähigkeit abverlangt. Und manchmal muss man gar nicht so weit dafür fahren, und erst recht nicht nach Hause.
Weg nach Galle
Der südliche Küstenstreifen Sri Lankas ist ein beliebter Touristen-Hotspot mit vielen schönen Orten, die einem eine große Bandbreite schöner Eindrücke der dortigen Kultur bieten. Ein besonderer Ort ist das Städtchen Galle. Dorthin gelangen wir von unserem Hotel in Hikkaduwa mit dem öffentlichen Bus, der die Küste in regelmäßigen Abständen abfährt. Die Fahrt ist wie immer ein schaukeliges Vergnügen, der Fahrer gibt seinem Gaul ordentlich die Sporen und bremst beherzt, wenn am Straßenrand Passagiere warten, oder jemand aussteigen will. Ständig muss ich mich im Gang des relativ vollen Busses um andere Leute herumwinden, die durch wollen.
Das Dutch Fort
In Galle kommen wir am quirligen Busbahnhof direkt neben der Altstadt gelegen an. Hier herrscht typisch asiatisch reges Treiben aus vielen hupenden Verkehrsteilnehmern und Passanten, dem wir schnell zu entkommen versuchen, und uns über die geschäftige Colombo Main Road zur Küstenpromenade begeben. Von hier hat man schon einen guten Blick auf die alten Festungsmauern des Dutch Fort. Dorthin begeben wir uns als Nächstes, vorbei an einem großen Fischmarkt, mitsamt der passenden Geruchskulisse, auf dem die örtlichen Fischer ihre fangfrische Ware feilbieten.
Trotz seines Namens wurde das Fort nicht erst von den Niederländern, sondern bereits von den Portugiesen, die die erste europäische Kolonialmacht in Sri Lanka waren, im 16. Jahrhundert gegründet. Erst nach ihrer Vertreibung durch die Niederlande Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Fort entsprechend weiter zu seiner heutigen Ausdehnung ausgebaut. Als dann als nächstes die Briten im 18. Jahrhundert die Kontrolle übernahmen, entstanden einige weitere bekannte Bauten, die heute das Bild der Festung prägen, wie der Uhrenturm und der Leuchtturm. Heute ist das Dutch Fort die größte erhaltene Festungsanlage, die europäische Kolonialmächte in Südasien errichtet haben, und hat den Status als UNESCO Weltkulturerbe völlig zu Recht. Insgesamt spannt sich die Festungsmauer gut drei Kilometer um die Halbinsel, und hat mitsamt der vielen historischen Gebäude in ihrem Inneren Jahrhunderte weitestgehend unbeschadet überstanden - sogar den verheerenden Tsunami 2004, der allein in Galle mehrere Tausend Todesopfer forderte.
Altstadt
So können wir heute in einer Altstadt herumstreifen, die genauso gut in einer europäischen Stadt am Mittelmeer stehen könnte. Typisch holländische Elemente erspäht mein ungeübtes Auge eher weniger, vielmehr erinnern mich die gepflasterten kleinen Straßen, die von niedrigen, ein- bis zweistöckigen Steinhäusern gesäumt werden, an ein mediterranes Land wie Spanien oder Italien. Dazu trägt aber sicher auch das glühend heiße Wetter bei, das uns immer wieder zwingt, in einem der vielen Restaurants ein kaltes Getränk und etwas klimatisierte Luft zu tanken. Es gibt viele süße kleine Innenhöfe und Säulengänge, die mit üppigen Pflanzen und Korbmöbeln ausgestattet sind. Dazwischen Tuk Tuks und offene Abwassergräben, die das europäische Erscheinungsbild um einen südostasiatischen Aspekt erweitern, der hier natürlich nicht unerwartet ist, aber trotzdem einen interessanten Kontrast bildet. Es fühlt sich hier ganz anders an als viele andere Orte Sri Lankas, vielleicht heimischer, aber trotzdem exotisch. Man kann gut nachvollziehen, warum sich so viele Touristen hierher verirren. Da man sich auf diese hier sehr gut eingestellt hat, gibt es zahlreiche große und kleine Souvenirshops, die man erkunden kann, um nach allerhand mehr oder weniger geschmackvolle Mitbringsel zu stöbern. Von klassischen Magneten, Postkarten und Klamotten bis hin zu großen Buddhastatuen und hölzernen Möbeln, die zumindest in unserem Reisegepäck keinerlei Platz finden würden - es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Ein paar der handlicheren Reisepräsente erstehen wir natürlich trotzdem.
Festungsmauer
In einem italienischen Restaurant, vollständig mit rot-weiß karierten Tischdecken und alten Weinflaschen an der Wand, das wirklich hervorragend in dieses Setting passt, treffen wir Sabrina. Wir haben sie im Surf Camp in Weligama kennen gelernt, und gemeinsam mit ihr laufen wir einen großen Teil der Festungsmauer ab. Diese ist in großen Teilen keine klassische Mauer, sondern ein mit Steinen verstärkter Erdwall, auf dem man entlangwandern und den Blick aufs Meer und die östlich gelegene Bucht sowie die dunkelroten Ziegeldächer der Altstadt genießen kann. Ein Highlight hier ist der schöne alte Leuchtturm, der an der südöstlichen Ecke der Befestigung weithin sichtbar thront, und den ankommenden Schiffen den Weg nach Galle weist. Zwischendurch gibt es immer wieder kleinere Festungsanlagen, die ins Meer hineinragen und mit gewaltigen historischen Kanonen bestückt sind, und sich ganz besonders gut als Aussichtspunkt und Fotomotiv eignen. Mit gewaltigen historischen Kanonen bestückt, eignen sie sich sowohl als Aussichtspunkt als auch Fotomotiv.
Es herrscht quirliges Treiben, neben der vielen Touristen sieht man auch zahlreiche Einheimische, die hier bei einem Spaziergang den Nachmittag genießen, oder Erfrischungen und Snacks oder Fotos mit ihren exotischen Haustieren wie Pythons anbieten. Auf einer großen Rasenfläche an der Mauer liefern sich Jugendliche trotz der Hitze eine Partie Kricket. Wir kommen an zahlreichen, oft auch historischen, Kirchen, Moscheen und Tempeln vorbei, von denen es hier eine ganze Sammlung gibt, und die uns mal wieder an die religiöse Vielfalt in Sri Lanka erinnern. An der großen Star Bastion am nordwestlichen Ende der Festung beobachten wir zufällig, wie um Punkt sechs Uhr Abends in einer Zeremonie, von Trompetenmusik und einer eingeübten Choreografie von uniformierten Festungswachen die große Landesflagge eingeholt wird, die tagsüber neben dem weithin sichtbaren Uhrenturm weht. Von hier aus bewundern wir auch kurz darauf den beeindruckenden Sonnenuntergang, der sich einem beim Blick hinaus aufs Meer in westlicher Richtung bietet.
Abschluss
Von diesen Eindrücken hungrig geworden, suchen wir uns ein schönes Touristenlokal in einer der Straßen in der Altstadt, in dem wir uns ein wohlverdientes Abendessen gönnen. Bei europäisch-singhalesischer “Fusion Kitchen” stoßen wir auf unseren letzten gemeinsamen Abend in Sri Lanka an. Sabrina muss dann auch bald zu ihrem Tuk Tuk-Fahrer zurück, der den ganzen Tag geduldig vor der Festung auf sie gewartet hat, um sie den weiten Weg nach Weligama zurückzufahren. Auch wir suchen uns einen Transport zurück nach Hikkaduwa, diesmal entspannt in einem Tuk Tuk die große Colombo Main Road an der Küste entlang. Auch wenn wir nicht mehr lange in Sri Lanka sein werden, war dieser kleine Ausflug nach Europa mal eine willkommene Abwechslung.













