Kagoshima

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Author

Alex

Published

September 18, 2025

Modified

September 18, 2025

Es gibt Orte auf dieser Welt, deren bloße Existenz ein Statement an sich darstellt. Zwischen Plätzen, die alles andere als einladend zur häuslichen Niederlassung sind, trotzen sie ihrer Umwelt und locken Menschen aus nah und fern an. Ein solcher Ort ist die Stadt Kagoshima in Kyushu, der drittgrößten der gut 400 bewohnten von über 14000 Inseln, die das Land der aufgehenden Sonne sein Territorium nennt.

Über den Sakurajima

Ganz im Süden des Hauptlandes gelegen, leben hier knapp 600000 Menschen in ständiger Bedrohung durch den Vulkan Sakurajima, der sich unmittelbar östlich des Stadtzentrums befindet. Dieser ist einer der aktivsten in Japan, und stößt fast jeden Tag spektakuläre Aschewolken in die Luft, sowie hin und wieder auch Gesteinsbrocken oder andere Dinge. Er Vulkan war mein Hauptgrund, hier vorbeizuschauen. Normalerweise versuche ich, meine Wanderlust mit dem touristischen Sightseeing während des Reisens zu verbinden. In Japan hatte ich sie bisher größtenteils schändlich vernachlässigt, daher wollte ich sie hier noch ein bisschen ausleben. Auch wenn Japan trotz einer hohen Bevölkerungsdichte eine riesige Auswahl an Nationalparks und kaum bewohnten Landschaften zum Wandern bietet, hatten mich bisher vor allem die großen Städte gelockt. Hier konnte ich die japanische Kultur und Lebensart ganz besonders geballt erleben. Trotzdem wollte ich natürlich das ein oder andere Naturwunder nicht unbesucht lassen.

Mein Plan war daher, die Insel zu Fuß zu erkunden, da es rund um den Vulkan ein paar Wanderwege mit gutem Blick auf den Berg geben sollte. Eine direkte Besteigung ist aufgrund der ständigen Aktivität und der damit einhergehenden potentiellen Lebensgefahr den meisten verwehrt. Der letzte Ausbruch mit Todesopfern ist zwar über 100 Jahre her, aber natürlich kann man nie wissen. Schließlich gab und gibt es immer wieder ernste Ausbrüche, zuletzt 2022, als einige nah gelegene Ortschaften tatsächlich evakuiert werden mussten. Wie sehr die Menschen von Kagoshima hier am Limit leben, erahnte ich schon schnell nach meiner Ankunft hier: Der Vulkan ist wirklich fast direkt am Stadtzentrum gelegen, nur durch eine Wasserstraße getrennt, die so klein ist, dass man sie wohl bequem durchschwimmen könnte. Die ganz besonders tollkühnen Draufgänger haben sich gar auf der Vulkaninsel selbst angesiedelt, wo am westlichen Teil am Fuße des Kegels einige Stadtteile von Kagoshima liegen. Im Laufe der Zeit ist die Insel, auch von Ausbrüchen ausgestoßenes Gestein, immer weiter gewachsen, sodass sie heute an ihrem östlichen Ende sogar an einem kleinen Zipfel mit dem Festland verbunden ist. Veränderung, auch durch die ständig vorherrschende Bedrohung, ist hier wohl Teil des Lebens.

Blick auf den Sakurajima von Kagoshima

Blick auf den Sakurajima von Kagoshima

Nachmittag in der Stadt

Bevor ich mich zu dem Berg aufmachte, hatte ich noch einen Nachmittag und Abend, um die Stadt zu erkunden. Nach meiner eher ermüdenden Anreise mit einem ungewöhnlich vollen Shinkansen (Ich musste ohne Reservierung tatsächlich die ersten paar Stationen stehen, was mir zuvor noch nie passiert war) war ich eh nicht mehr in der Stimmung für Heldentaten. Nach einem Besuch in einem wie immer lohnenswerten Ramenlokal schlenderte ich noch ein bisschen durch die abendliche Stadt, die, vermutlich durch den Samstag Abend, erstaunlich belebt war. Viele, auch kleinere Städte haben erstaunlich ausgedehnte und lebendige Ausgehviertel, was wohl Symptom einer für die sonst so zurückhaltend geltenden Japaner wilden Feierkultur ist. Ich lernte in einem Supermarkt, wo ich mir nur ein Bier für den Weg und einen kleinen Snack holen wollte, einen nepalesischen Studenten kennen. Krishan, so sein Name, fragte mich sofort über meine Reise durch Japan und mein Leben in Deutschland aus, und rückte den Rest des Abends kaum noch von meiner Seite. So wurden aus einem gemütlichen Bier schnell mehrere, sowie ein paar Snacks, die wir gemeinsam in einem öffentlichen Park in der Nachbarschaft sitzen verschnabulierten. Begleitet wurde dies von interessanten Gesprächen über sein Studium in Japan, und unsere Sicht auf aktuelle Ereignisse in der Welt.

Einchecken im Kapselhotel

Einchecken im Kapselhotel

Nachtleben in Kagoshima

Nachtleben in Kagoshima

Nachtleben in Kagoshima

Nachtleben in Kagoshima

Krishan

Krishan

Wanderung und Besuch des Vulkans

Am nächsten Tag machte ich mich gleich früh morgens auf, um eine der vielen Fähren zu nehmen, die vom Hafen in Kagoshima in nur gut zehn Minuten zur Vulkaninsel übersetzen. Eigentlich braucht man nicht wirklich einen Fahrplan zu studieren, länger als eine Viertelstunde muss man nicht warten. Dafür, dass sie so oft fahren, sind die Fähren echt erstaunlich groß, aber wahrscheinlich war ich einfach nur in einer ruhigeren Saison dort.

Auf der Vulkaninsel angekommen, folgte ich vom kleinen Anlegehafen dem Trail zu meinem heutigen Tagesziel, dem Yunohira-Aussichtspunkt, von dem aus man einen super Blick auf den Berg hat. Unterwegs kam ich durch von kleinen Baumreihen gesäumte Felder und entlang der Hauptverkehrsadern, die die meisten Touristen zu eben diesem Aussichtspunkt nehmen, nur mit der fauleren Variante, dem Touristenbus, der die ganze Insel in verschiedenen Routen abklappert. Ich hatte zwar fast durchgehend schon einen guten Blick auf den Sakurajima. Der Weg selbst war zugegebenermaßen aber nicht sehr spektakulär. Entlang des Pfades, und später der Straße, konnte man aber permanent klare Spuren der vulkanischen Aktivität hier bestaunen: Wolken aus Aschestaub, die sich über die gesamte Landschaft legten und alles in eine weiße Schicht aus Puderzucker deckten. Inklusive mir, sodass ich schnell aussah, als hätte ich zu lange neben einem Kohlegrill gestanden. Zudem konnte man auch geruchstechnisch die Anwesenheit des Sakurajima deutlich spüren, stinkende Akzente von Schwefel und Rauch waberten in der Luft, eine atemberaubende Erfahrung der etwas anderen Art.

Der Yunohira-Viewpoint bot mir dann aber einen tatsächlich atemberaubend schönen Blick auf den Berg und die ganze Bucht von Kagoshima mit der Stadt, auch wenn er nur auf gut 370 Metern Höhe gelegen ist. Man konnte sowohl die gesamte Skyline der Stadt ausmachen als auch einen großen Teil der Bucht, und, in östlicher Richtung, dann den Berg selbst, der erhaben über einem aufragte. Und in der Tat erblickte ich von hier auch eine Rauchsäule über dem Krater, die grau wabernd in die Lüfte stieg. Für eines der vulkanischen Gewitter, bei denen durch Reibung von Kohlepartikeln Blitze entstehen, hatte ich dann aber doch nicht genug Glück.

Mit der Fähre rüber zum Vulkan

Mit der Fähre rüber zum Vulkan

Asche wo man hinblickt

Asche wo man hinblickt

Trail

Trail

Steinformation - wer sieht den Dino?

Steinformation - wer sieht den Dino?

Diese Gottesanbeterin hat leider zu viel Asche abbekommen

Diese Gottesanbeterin hat leider zu viel Asche abbekommen

Yunohira Viewpoint

Yunohira Viewpoint

Sagenhafter Ausblick

Sagenhafter Ausblick

Mein Reisemaskottchen

Mein Reisemaskottchen

Rückkehr und Entspannung

Auf dem Rückweg kam ich noch durch einen kleinen Art Dino-Spielplatz, auf dem die riesigen Urzeitgiganten in der Form von Rutschen und Schaukeln alle kleinen Gäste unterhielten. Da ich noch etwas Zeit hatte, lief ich noch den kurzen, aber schönen Hakamagoshi-Karasujima Lava Trail im Osten der Insel ab, der ein paar hübsche Gesteinsformationen und Aussichtspunkte auf die Bucht bietet. Ein willkommener Bonus war ein gratis Fußbad aus heißen Quellen, in denen man den laufgepeinigten Füßen eine Wohltat gönnen kann. Die konnte ich durchaus genießen, wenn auch die Wanderung sicher nicht meine schwerste gewesen war.

Dann hieß es aber, die Fähre zurück nach Kagoshima zu nehmen. Dort verbrachte ich den Abend dann eher mal ruhig und stattete einem kleinen lokalen Onsen einen Besuch ab, wo ich fast der einzige Besucher war. Danach versackte ich in meinem Hostel vor dem Laptop, mit einem Bier und Schokolade aus dem Konbini, und sinnierte darüber, wie es so friedlich sein kann in einer Stadt, die so nah an ihrem eigenen Untergang gebaut ist.

Noch ein Dino

Noch ein Dino

Hübsche Deko

Hübsche Deko

Fußbad als Belohnung

Fußbad als Belohnung

Hakamagoshi-Karasujima Lava Trail

Hakamagoshi-Karasujima Lava Trail

Rückfahrt von der Insel

Rückfahrt von der Insel

Chillen im Hostel

Chillen im Hostel

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