Neptuns Grotte

italien
travel
Author

Alex

Published

October 31, 2025

Modified

November 2, 2025

Kurzinfo:

Alghero

Außerhalb der Hauptstadt Cagliari kann Sardinien wahrlich nicht mit vielen großen Städten aufwarten. Während in der Agglomeration der Hauptstadt fast ein Drittel der eineinhalb Millionen Einwohner der Insel lebt, hat die fünftgrößte Stadt Alghero gerade einmal gut vierzigtausend Einwohner und damit etwa die Größe von Buxtehude. Dass es trotzdem einen großen Teil der Besucher dieses wunderschönen Eilands mal hier her verschlägt, hat andere Gründe.

Neben einer wirklich hübschen, typisch mediterranen Altstadt samt gut erhaltener Festungsanlagen ist ein Besuch der Neptungrotte, etwas nordwestlich der Stadt gelegen, zum Pflichtprogramm. Falls es so etwas geben sollte. Jedenfalls wird an allen Ecken für die Grotte geworben, und so ist es für uns keine Frage, ihr einen Besuch abzustatten.

Tickets und Bootsfahrt

Man hat zwei Möglichkeiten, zur Neptungrotte zu kommen: Entweder, man nimmt einen Bus von der Innenstadt Algheros zum Porto Conte, einem kleinen Naturschutzgebiet, in dem sich die Grotte befindet. Oder man wählt den Seeweg, der dem Gotte des Meeres gebührt, und nimmt eine Fähre. Jemanden zu finden, der einen zur Grotte schippert, gestaltet sich nicht besonders schwer, so prominent werden die Bootstouren entlang des Hafens beworben. Zu beachten ist hier jedoch, dass man die Tickets zur Grotte vorab besorgen muss da es am Eingang dort keine Möglichkeit gibt, und man die Bootsfahrt gesondert bucht. Außerdem bekommt man Erstere nicht ohne Zweitere, und so dackeln wir von dem Kiosk im Hafen, wo man die Eintrittskarten zur Grotte kaufen kann, erst mal wieder los zu einem der zahlreichen Fähranbieter. Mit den gekauften Fahrscheinen kriegen wir dann auch unsere Billietti zur Höhle.

An normalen Tagen legt bestimmt im Viertelstundentakt eine Fähre zur Grotte ab, und auch wir können direkt unser Boot besteigen. Quer durch den Hafen Algheros gleiten wir in angenehmer Fahrt an den zahlreichen dort vertäuten Segel- und Motoryachten vorbei in die Bucht vor der Stadt. Hier nehmen wir Fahrt auf, und durch das Wasser rauschen wir entlang der imposanten Steilküsten, an der riesigen Landzunge Punta Giglio vorbei, die mit ihrem sandfarbenen Fels erhaben aus dem azurblauen Wasser empor ragt.

Nach gut einer halben Stunde umrunden wir eine weitere Felswand und landen in einer kleineren Bucht. Auch hier sind die gigantisch aufragenden Felsen ein beeindruckendes Naturschauspiel. Aus nächster Nähe können wir die zackig zerklüfteten Gesteinsformationen bewundern, sodass wir die eigentliche Öffnung zur Höhle erst kurz vor unserer Ankunft entdecken. Eine dunkle Öffnung tut sich unter einem breiten Felsvorsprung auf, in die unser erfahrener Kapitän das Boot geschickt hineinmanövriert.

Los geht die Fahrt

Los geht die Fahrt

Aussicht auf die Punta Giglio

Aussicht auf die Punta Giglio

Der Eingang zur Neptungrotte

Der Eingang zur Neptungrotte

Hinein in die Höhle

Hinein in die Höhle

Besuch der Grotte

Über einen kurzen Steg gelangen wir in den Eingangsbereich der Neptungrotte, in dem sich neben den Passagieren unseres Bootes noch viele andere Besucher tummeln. Obwohl hier auf Sardinien gerade Nebensaison ist, scheint die Grotte sehr gut besucht zu sein. Auch vom Wanderweg, der die Steilküste bergab führt, strömen weitere Besucher hinzu, bis unsere Gruppe bestimmt fünfzig Leute zählt.

Hinter dem Eingangsbereich tut sich ein riesiger Raum im Gestein auf, der von außen nicht zu erahnen war. Von der Decke hängen wie spitze Zähne eines gefährlichen Steintieres zahllose Stalaktiten, die den Eintretenden zu verschlingen scheinen, und unsere Gruppe läuft mitten in diesen Mund aus Fels hinein. Einen schmalen Weg am Rand des Raumes entlang bewegen wir uns im Gänsemarsch, und unsere Kinnladen klappen angesichts der immer größer werdenden Höhle fast ebenso groß herunter. An den Wänden fließen die von Jahrtausenden geformten Wasserstraßen in wabernden Formen herab, die die Wand wie ein lebendiges Wesen wirken lassen. Rechts spiegeln sich die zackigen und runden Formationen in einem Höhlensee, der glatt und ruhig am Fuße dieser Halle da liegt. Der ganze Raum wird effektvoll von einigen Lampen indirekt ausgeleuchtet, sodass hier ein geheimnisvoll schimmerndes Licht herrscht.

Ein Guide erklärt unserer Gruppe die Wunder, die wir hier bestaunen dürfen. Von menschlichem Eindringen die längste Zeit ihrer Existenz unberührte Neptungrotte hat sich über viele Jahrtausende gebildet, ein steter Wasserstrom würde einen einzigen Kubikzentimeter Gestein in gut einhundert Jahren Formen. Wir sehen hier fantasievolle Gebilde von vielen Metern, die turmhoch über uns aufragen, und können so die immense Arbeit, die Mutter Natur in die Erschaffung dieser Kunstwerke aufgewandt hat, erahnen.

Wir werden weiter geführt in tiefere Abschnitte der Grotte hinein, wo auf hellen Steinplatten an einige der berühmtesten Besucher erinnert wird, und zwar das königliche Paar Carlo Alberto I und seine Gemahlin Maria Theresa von Österreich, die die Höhle vor gut zweihundert Jahren in einem großen Aufgebot besichtigten. Für ihr Vorbeischauen wurde sogar ein großes Orchester herangeschafft, um die Besichtigung dieses Naturwunders musikalisch angemessen zu untermalen, und die damalige, wohl nicht minder stimmungsvolle Beleuchtung durch Fackeln hat im Gestein deutliche schwarze Spuren hinterlassen. Eine hoch über dem Eingangsbereich gelegene Anhöhe wird entsprechend Musikzimmer genannt, weil dort damals die Musiker ihren Platz einnahmen. Hier müssen wir uns schon etwas durchzwängen, nicht nur wegen der Menschenmassen, die sich hier schon etwas dicht aneinander drängen, auch weil man hier der Höhlendecke schon gefährlich nahe kommt und aufpassen muss, sich nicht den Kopf anzustoßen.

Insgesamt misst das Höhlensystem hier wohl sogar mehrere Kilometer, von denen die meisten nur gut ausgerüsteten und erfahrenen Abenteurern vorbehalten sind. Angesichts der engen Spalten, die uns weiter führen würden, verspürt allerdings auch kaum jemand den Wunsch, hier freiwillig wirklich weiter vorzudringen. So drehen wir am Ende des Musikzimmers wieder um und müssen im Gänsemarsch, den nachrückenden Besuchern entgegenkommend, wieder in Richtung Ausgang laufen. Dort lädt schon das nächste Boot eine weitere Gruppe neugieriger Touristen ab, und wir müssen kurz ein paar Rangiermanöver abwarten, um unsere Fähre besteigen zu können, die etwas abseits im Wasser auf uns gewartet hat. Dann geht es auch wieder mit voller Fahrt zurück in Richtung Alghero. Beseelt von den gewaltigen Eindrücken lassen wir noch mal die steilen Felsenküsten und das tiefblaue Meer auf uns wirken.

Das Maul des Höhlenmosnters

Das Maul des Höhlenmosnters

Das Gestein scheint zu fließen

Das Gestein scheint zu fließen

Der große Eingangsbereich mit dem Höhlensee

Der große Eingangsbereich mit dem Höhlensee

Tafel zum Besuch des Königspaares

Tafel zum Besuch des Königspaares

Große Halle

Große Halle

Im Musikzimmer wird es etwas enger

Im Musikzimmer wird es etwas enger

Fazit

Auch wenn es sicher, insbesondere zur Hauptsaison, eine ganz schöne Massenabfertigung ist: Die Grotte di Nettuno ist auf alle Fälle einen Abstecher wert. Der schon eher stolze Eintritt von zum Zeitpunkt unseres Besuches 18 Euro plus dem Preis für die Bootsfahrt von 17 Euro mag so manchen abschrecken, aber ein solches Naturschauspiel kann man bestimmt nicht überall bewundern.


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