On the Way to Machu Picchu

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Author

Alex

Published

August 28, 2025

Modified

August 28, 2025

Wenn man über Mittel- und Südamerika als Reiseziel nachdenkt, fallen einem ein paar bestimmte Ziele ganz spontan ein: Karneval in Rio, die große Jesus-Statue in derselben Stadt oder die großen Aztekenpyramiden in Mexiko beispielsweise. Diese wenigen Ziele können sich im Punkto Bekanntheit wohl mit der berühmten Inkaruine Machu Picchu in den peruanischen Bergen messen. Schon seit viele Jahrzehnten dürfte sie auf der Liste vieler Reisender mit ganz weit oben stehen. Ich würde gerne behaupten, dass ich niemand bin, der solche Checklisten abhakt, aber hier muss ich sagen, dass mein Besuch in Südamerika, zusammen mit meinem Kumpel Tim, der eigentlich einer Hochzeit eines Freundes in Kolumbien galt, doch recht ausgiebig erweitert und verkompliziert wurde, damit ich dieses persönliche Highlight mitnehmen konnte. Wie viele Gelegenheiten dieser Art würde man in nächster Zeit wohl schon kriegen?

Ankunft von Cusco & Tour

Zum Glück gibt es in und um Cusco, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, in der sich auch die berühmte Felsenstadt befindet, noch allerhand mehr geboten, sodass sich ein Besuch hier auch anderweitig lohnt. Seien es zahlreiche andere erhaltene Stätten der Inka, bekannte Naturwunder wie der Regenbogenfelsen oder auch nur die Stadt Cusco selbst, man könnte (und wird) wohl leicht einen eigenen Artikel mit anderen Erlebnissen füllen, die ich in den Tagen vor meiner Reise nach Machu Picchu erlebt habe. Cusco liegt malerisch hoch in den Bergen auf über 3400 Metern in wahrhaft luftigen Höhen, und man braucht schon einige Tage, um sich an die Gegend hier zu akklimatisieren. In diesen wird jede Treppe und andere sonst kinderleichte sportliche Übung zu einer wahren Herausforderung, nach der man sich japsend fragt, ob man es mit der Faulenzerei im Urlaub nicht doch schon zu weit getrieben hat.

Wir auch, und so entschied ich mich dazu, nicht einfach nur den einfachen Weg per Zug für die etwa hundert Kilometer ins Hinterland zum Ort der Bestimmung zu nehmen, sondern ihn mit einer der vielen in Cusco angebotenen Alternativen zu verbinden. Meine ausgesuchte Inka Jungle Trail - Tour verband viele sportliche Aktivitäten, in deren Verlauf man sich Stück für Stück fortbewegen würde, mit kleineren Bustransfers dazwischen. Tim wollte lieber noch etwas in Cusco bleiben, sodass wir uns erst für den gemeinsamen Besuch der Inka-Stätte wiedersehen würden.

Aussicht auf Cusco

Aussicht auf Cusco

Markt in Cusco

Markt in Cusco

Tour Tag 1 - Downhill & Rafting

Den bequemen Eisenbahnsitz tauschte ich zunächst gegen den Fahrradsattel ein, auf dem unsere kleine Gruppe von nur drei Leuten, einem israelischen Pärchen und mir, mit unserem Guide Maru vom Málaga Pass unweit von Cusco aus auf über 4000 Metern Höhe aus per Mountain Bike die kurvige Bergstraße herabheizte. Dabei schnitten uns spektakulär knapp andere Verkehrsteilnehmer, aber auch unsere Geschwindigkeit konnte sich sehen lassen. Das und die kalte Höhenluft, die einem hier oben um die Ohren pfiff, machten die dicken Schutzanzüge und Helme, die man uns verpasst hatte, gar nicht mehr so albern. Die Landschaft aus Berghängen aus graubraunem Fels mit grellweißen Schneekuppen schoss nur so an uns vorbei, und es war eine wahrhaft spektakuläre Fahrt! Man konnte sich wie ein Motorradfahrer tief in die Kurven legen, dass man fast schon mit dem Knie den Boden zu berühren drohte. Obwohl es nur bergab ging, und die Route stets asphaltiert war, war ich doch ganz froh, dass ich ein einigermaßen sicherer Fahrradfahrer bin. Bei Geschwindigkeiten jenseits der 45 Kilometer pro Stunde übersah man doch recht schnell auf dem Asphalt liegende Steine oder kleine Wasserläufe, die die Straße querten, und auf denen man leicht hätte ins Rutschen geraten können.

Aber schließlich waren wir alle heil und von Adrenalin beseelt unten angekommen, von wo es auch schon direkt zur nächsten Station ging. Unweit war ein Fluss, auf dem wir zum Rafting gingen. Nur zu viert auf dem doch recht großen Boot wurden wir ordentlich durchgeschüttelt, und auch die ein oder andere Fontäne blieb uns beim Passieren von besonders fiesen Stellen nicht erspart. So waren wir dann doch ganz froh, dass der actiongeladene Teil damit für den Tag vorbei, und wir gönnten uns nur noch ein wohlverdientes Abendessen, bevor wir todmüde in die Betten fielen.

Vor dem Start nach unten

Vor dem Start nach unten

Spektakulärer Trail

Spektakulärer Trail

Vor dem Start nach unten

Vor dem Start nach unten

Gesellschaft beim Abendessen

Gesellschaft beim Abendessen

Tour Tag 2 - Zipline & Hidroelectrica

Nach Land und Wasser fehlte uns als Fortbewegungsmedium noch - klar - die Luft. So war es klar, dass es am nächsten Tag hoch hinaus gehen würde, und schon in der Nähe unserer Herberge hatten wir die Berge sehen können, zwischen denen wir uns am zweiten Tag durch die Lüfte schwingen würden. Und so ging es früh am Morgen direkt los in Richtung der Ziplining-Route, die wir heute unsicher machen würden. Wie weit sie schon an sich unsicher war, vermag ich nicht zu beurteilen, wo man ja deutsche Sicherheitsstandards in anderen Ländern nicht immer als gegeben annehmen darf. Doch stimmten mich die vielen Gurte und Seile, in die wir eingewickelt wurden, und die fachkundige Einführung von Maru, mal ganz hoffnungsvoll. Die Aussicht war wirklich krass, obwohl es nicht mein erstes Mal Ziplining war, bin ich wohl noch nie in so atemberaubender Höhe, bestimmt zweihundert Meter, durch die Lüfte gesegelt. Das Gefühl, sich von der kleinen Holzplattform über dem Untergrund abzustoßen und mit greifvogelhafter Geschwindigkeit dahinzusausen, während die Berglandschaft winzig unter einem dahingleitet, sucht schon echt seinesgleichen. Gerne hätte ich ein Video von meinen spektakulären Flugkünsten, jedoch traute ich mich dann doch nicht, mein Handy dem reißenden Fahrtwind auszusetzen und mich im Zweifel von ihm verabschieden zu müssen. Und ich war um jede Hand, mit der ich mich an meine Sicherungsleinen halten konnte, doch ganz dankbar, drehte ich mich doch bei so mancher Flugnummer noch um die eigene Achse wie ein Windsack an der Nordseeküste.

Wir alle kamen wohlbehalten, wenn auch mit teilweise zittrigen Knien, an unserem Ziel an. Diese zittrigen Knie mussten sich schnell wieder zusammenreißen, denn schon bald ging es weiter nach Hidroelectrica, dem Ausgangsort unseres letzten kleinen Abenteuers vor Machu Picchu, und hier wurden sie auch gebraucht. Wer keine Lust hat, sich mit einer Million anderen Touristen in der Eisenbahn zusammenzupferchen, um einen lang ersehnten Blick auf ihr Traumziel zu erhaschen, kann seinen Bestimmungsort von hier aus auch zu Fuß erreichen, und zwar auf mehr oder weniger derselben Strecke. Und so schnürten wir die Wanderstiefel und machten uns auf den Weg nach Aguas Calientes, den nächsten Ort, der den Ausgangspunkt für eigentlich alle Touren zu Machu Picchu darstellt. Auch hier waren wir natürlich nicht die einzigen, die unterwegs waren, und so ergab sich entlang des Weges das ein oder andere spontane Gespräch mit Leuten aus aller Welt. Was mich hier auch echt beeindruckte, waren die vielen verschiedenen Pflanzen von Mangobäumen, wildem Ingwer und Avocados bis hin zu Rosensträuchern, Chili und Bananenstauden, die uns Maru mit fundiertem Fachwissen erklären konnte. Die waldbewuchterten Berge ragten links und rechts steil über uns auf, ein undurchdringliches Dickicht aus Grün entlang der schroffen Felswände, und mit ein bisschen Suchen erspähte man hoch auf den Gipfeln ein paar Steine, die schon zu der berühmten Inkastadt gehören sollten, zumindest laut Maru. Ich möchte mir vorstellen, wie es den ersten Entdeckern dieser Gegend gegangen sein musste, als sie dieses Gebiet erschlossen, wo noch alles komplett verwildert war, und die vermutlich nicht so bequem wie wir an den Bahngleisen entlang spazieren konnten. Ich kann die kleine Wanderung ganz klar empfehlen.

Ziplining

Ziplining

Ziplining

Ziplining

Weiter gehts in Hidroelectrica

Weiter gehts in Hidroelectrica

Entlang der Gleise

Entlang der Gleise

Man ist nie alleine

Man ist nie alleine

Wilder Ingwer

Wilder Ingwer

Aguas Calientes

Nach gut zwei Stunden erreichten wir schließlich unseren heutigen Zielort Aguas Calientes, an sich nur ein kleines Bergörtchen von gut viertausend Einwohnern. Ich möchte meinen, und ein Vielfaches mehr an Touristen, denn je näher wir dem Ort kamen, desto belebter wurde es, und in der Stadt selbst kam man sich vor wie im pulsierendsten Zentrum des Tourismus, das man sich vorstellen kann, einem italienischen Badeort zur Hochsaison in nichts nachstehend, außer vielleicht dem Sand und ein paar Grad mehr Hitze. Restaurants, Souvenirläden und Hotels reihen sich dich an dicht, und jeder ankommende Zug spuckt eine weitere Ladung Besucher aus, sodass es hier schnell eng wird. Wie eng, stellte unsere kleine Gruppe dann schnell fest, denn es standen nicht genug Zimmer für uns alle zur Verfügung. So teilte ich mir mein Zimmer halt mit Maru. Ansonsten trennte sich hier unsere kleine Gruppe, denn ich hatte mich bereits mit Tim verabredet, der an diesem Tag mit der Eisenbahn aus Cusco angekommen war.

Ankunft in Aguas Calientes

Ankunft in Aguas Calientes

Gut was los

Gut was los

Besuch der Stätte

Am nächsten Tag brach ich schon früh auf, um mit Tim zusammen nun endlich die Ruinenstadt zu besuchen. Maru war noch früher los, um den beiden anderen eine geführte Tour zu geben. Wie es bei so hoffnungslos beliebten Destinationen nun mal ist, hatten wir bereits Wochen vor unserem Abflug aus Deutschland Tickets online erstehen müssen, und selbst dann waren sie schon stark ausgesucht. Wir haben durchaus Leute getroffen, die extra von weit her nach Peru gereist sind, um dann festzustellen, dass für ihren gesamten Urlaub keine Karten mehr verfügbar waren, da hatten wir Gott sei Dank vorgesorgt. Man bucht einen festen Zeitslot, in unserem Fall direkt um neun Uhr morgens, zu dem man die Stätte betritt, und muss sich für einen von mehreren angebotenen Wegen entscheiden, dem man dann zu folgen hat. Doch bis wir überhaupt zum soweit kamen, mussten wir erst mal einen steilen Serpentinenweg hoch, der von Aguas Calientes aus zum Eingang führt. Die angebotenen Busshuttles zu nehmen, kam überhaupt nicht infrage.

Am Eingang angekommen, fanden wir uns in einem geschäftigen Getümmel wieder, ungezählte Tourgruppen, Guides, die auf eigene Faust Touristen umwarben und Verkäufer von allerhand Tinnef trieben sich herum, sodass wir kurz brauchten, um überhaupt den eigentlichen Eingang zu finden. Dort folgten wir einem kurzen Weg und gelangten schließlich in die sagenumwobene Stadt. Und erkannten auch sogleich, dass sie ihre Berühmtheit nicht von ungefähr genießt. Die umgebende Landschaft aus bewaldeten Bergen, die sich in steilen und bizarren Formen in den frischen Sommerhimmel erhoben, rahmt das große Plateau in der Erhabenheit ein, die ihm wahrlich gebührt. Entlang des abfallenden Berghanges ergossen sich stufenförmig zahllose Steinbauten, manche nur nackte Steinwände, andere mit Stroh gedeckt. Sie lassen erahnen, wie groß die Stadt einst gewesen sein muss, und es dauerte viele Stunden, sie auch nur ansatzweise zu erkunden, so viele Reihen an großen und kleinen Gebäuden haben hier die Zeit überdauert. Sie sind hervorragend gepflegt und lassen einen erahnen, oder zumindest bildete ich mir das ein, wie das Leben vor gut fünfhundert Jahren hier gewesen sein muss. Unsere Route führte uns schlangenförmig durch den unteren Teil der Stadt und anschließend hinauf auf den Huchuy Picchu, einen der direkt an der Stadt gelegenen Hügel, von dem aus man einen absolut spektakulären Blick auf die Ruinen und die umgebende Gegend hat, der noch mal eine ganze Spur besser ist als die Sicht von weiter unten, da man die Stadt noch im Vordergrund hat. Eine ganze Weile verbrachten wir verzaubert auf dem kleinen Gipfel des Huchuy Picchu, wohl auch, weil uns die Höhe zu schaffen machte, aber auch, weil wir uns von dem Anblick schwer losreißen konnten.

Auch waren wir im Nachhinein ganz froh über unsere Entscheidung, ohne eine geführte Gruppe unterwegs zu sein. Auch wenn das Gedränge am Eingang zunächst wenig hoffnungsvoll stimmte, ist die Anlage so groß, dass sich die Meute einigermaßen gut verläuft. Das mag jedoch anders aussehen, wenn alle fünf Minuten eine zwanzigköpfige Gruppe an derselben Ecke stehen bleibt und fünf Minuten etwas erklärt bekommt, bis die nächsten eintreffen. Diese Ballungspunkte konnten wir auf in unserer selbstgewählten Geschwindigkeit echt gut vermeiden, und waren an vielen erstaunlich leeren Orten, wo man die Atmosphäre ganz besonders gut einfangen und genießen konnte.

Eingang nach Machu Picchu

Eingang nach Machu Picchu

Traumhafte Aussicht

Traumhafte Aussicht

Ruinen, soweit das Auge reicht…

Ruinen, soweit das Auge reicht…

… in denen man eine lange Zeit verbringen kann.

… in denen man eine lange Zeit verbringen kann.

Aussicht von Huchuy Picchu

Aussicht von Huchuy Picchu

Erkundung zwischen den Ruinen

Erkundung zwischen den Ruinen

Fazit

Von diesen Eindrücken beseelt, machten wir uns nach einem langen Tag auf den Weg zurück in Richtung Cusco, dieses Mal mit dem bequemen Zug inmitten einer Heerschar von anderen Touristen. Rückblickend betrachtet sind wir uns einig, dass die doch sehr aufwendige Anreise sich eindeutig gelohnt hat, und wir nicht, wie von so mancher weltberühmter Sehenswürdigkeit, einigermaßen ernüchtert wurden. Machu Picchu mag ein enorm gehyptes Ziel für Reisende aus aller Welt sein, doch trägt es diesem Ruhm nicht zu Unrecht. Diese Vereinigung aus spektakulärer Natur und historischer Aura sucht wirklich ihresgleichen. Der Name Weltwunder ist hier tatsächlich mal keine Übertreibung.

Bahnhof in Aguas Calientes

Bahnhof in Aguas Calientes

Zug nach Cusco

Zug nach Cusco

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