Wallende Wellen in Weligama

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Author

Alex

Published

August 7, 2025

Modified

August 10, 2025

Gemütlich fläze ich auf meiner Liege in der morgendlichen Sonne Süd-Sri Lankas und beobachte die Wellen dabei, wie sie müde auf den Strand rollen. Die Surfboards stehen noch verwaist in ihrem Gestell und warten auf einen actionhungrigen Wellenreiter, der sie benutzt. Aber die gerade eher schlappen Schaumkronen, die sich hier und da auf dem Wasser hin und her wälzen, laden noch nicht dazu ein, sich ins kühle Nass zu stürzen. Schon seit ein paar Tagen bin ich hier im Surf Camp in Weligama, und eine kleine Pause ist meinem geschundenen Körper im Moment eigentlich gar nicht mal so unwillkommen. Zu den Gründen später mehr.

Ruhiger Morgen in Weligama

Ruhiger Morgen in Weligama

Jede Menge Strand

Jede Menge Strand

Über das Camp

Das Surf Camp ist zugegebenermaßen etwas anders, als wir es uns im Vorhinein ausgemalt hatten. Die Bilder der zahlreichen Angebote im Internet zeigten internationale Touristengruppen von zehn oder mehr Leuten ausgelassen beim Wellenreiten, abends an der Bar beim Bierpong oder konzentriert der Videoauswertung vergangener Surfstunden. Man verbringt viel Zeit zusammen, und in einem durchgetakteten Programm wird man innerhalb weniger Tage vom absoluten Wellen-Noob zum Bezwinger der höchsten Brecher ausgebildet. In unserem Falle deckt sich das nur teilweise mit der Realität. Allein der Name Camp ist insofern schon mal irreführend, als dass es sich nicht um ein geschlossenes Areal handelt, in dem man sich die meiste Zeit aufhält, und in der nur andere Camp-Teilnehmer sind. Es handelt sich in unserem Fall tatsächlich um eine Surfschule, von denen es hier in Weligama so viele gibt wie Sandkörner an dem weißen Traumstrand. Diese kooperiert mit verschiedenen Hotels und Guesthouses, um den wellenwilligen Touristen eine küstennahe Unterkunft zu bieten, und gibt einem für einen Pauschalpreis über ein paar Tage hinweg zwei Surfstunden am Tag. Die eigentliche Surfschule ist dann eher eine Ansammlung von Liegen und Unterständen am Strand, an der der Schulbesitzer und sein Team den Tag über für einen Plausch zur Verfügung stehen, und die meiste Zeit auf die richtigen Bedingungen warten, um sich ins salzige Nass zu stürzen. Sonst ist man als Gast hier tagsüber frei, sich in diesem tropischen Paradies zu bewegen, die Stadt Weligama und ihre Umgebung zu erkunden und zu beschäftigen, wie es einem beliebt. Eigentlich diese Mischung aus entspannter Freizeit und regelmäßigem Training sogar fast besser als das, was ich erwartet hatte, denn schließlich sind wir alle erwachsen.

Ankunft und erste Stunde

Was nicht heißt, dass hier den ganzen Tag nur Chillen angesagt ist, denn schließlich kommen wir auch mit der Motivation hier her, etwas mitzunehmen außer schönen Fotos von Traumstränden. Schon am ersten Tag, als wir im Tuk Tuk aus der Stadt angebraust kamen, heiß darauf, Wellen zu reiten, hatten wir direkt die Möglichkeit zu unserer ersten Surfstunde. Omar, der Betreiber seines nach ihm benannten Surfcamps, trieb gerade seine motivierten Schüler, keine zehn, sondern eher drei, auf das Wasser hinaus. So schlüpfte ich nur kurz in meine Badeshorts und ein Polyestershirt und sprang motiviert einfach mit auf die Wellen. Das war dann schon mein erster Fehler, denn obwohl die Sonne im beginnenden Abend schon tief stand und ich mich vorbildlich mit einer geballten Ladung Sonnencreme einmariniert hatte, reichte es noch für einen ersten kleinen Sonnenbrand. Dass ich aus meinen vorherigen Surferfahrungen auf den Philippinen und Bali zwei Jahre zuvor nicht viel gelernt hatte, bezeugten mir erste kleine Blessuren und Schrammen an meinen Oberschenkeln und meiner Brust. Die taten sich an genau an den Stellen auf, wo mein untrainierter Körper, vom salzigen Meerwasser schnell aufgeweicht, das raue Anfängerboard berührte. Natürlich landete ich zuerst überwiegend nur im Wasser, statt eindrucksvoll die Wellen zu bezwingen, aber meine Motivation und mein Ehrgeiz trieben mich wieder und wieder paddelnd zurück zu den anderen aufs Meer. Leider ignorierte ich dadurch meine aufgrund eines langen und vollgepackten Traveltages entstandene Dehydration und grundsätzliche Müdigkeit, bis mich auftretende Kopf- und Gliederschmerzen dann doch zwangen, meine erste Surfstunde vorzeitig abzubrechen und stattdessen mein Zimmer aufzusuchen. Was für eine Niederlage! Aber halb so schlimm, schließlich hatte ich ja noch vier Tage voller Action und mit jeder Menge Zeit, meine Surfing-Skills weiter auszubauen.

Gewitter im Anzug

Gewitter im Anzug

Einsiedlerkrebs

Einsiedlerkrebs

Training im Camp

Und das taten wir auch: Nach entspannten Drinks in den Strandbars Weligamas oder Spaziergängen am Strand fanden wir uns regelmäßig zur grob vereinbarten Zeit wieder an der Schule ein, willig, direkt weiterzumachen. Meistens waren die Stunden gleich morgens oder am späten Vormittag, und am frühen Abend, aber das hing immer von den Wellen ab. Manchmal nahm Omar seine Gäste auch an andere Spots in der Umgebung mit, wo vielleicht günstigere Bedingungen herrschten. Das Ganze ging immer recht spontan vonstatten, manchmal bekamen wir einen spontanen Anruf oder wurden beim Frühstück gefragt, ob wir direkt mit zu einem Spot wollten. Was wirklich super war, im Vergleich zu anderen Schulen, die ich hier beobachtet habe, ist das ausgezeichnete Lehrer/Schüler-Verhältnis. Obwohl in Weligama schon einiges los ist, waren außer uns nur maximal eine Handvoll anderer Schüler hier, und jedem von uns wurde genug Aufmerksamkeit durch die Lehrer zuteil. In meinem Fall war das auch bitter nötig, denn meine Motivation glich den Rost, den ich surftechnisch in mehreren Jahren des Nichtstuns angesetzt habe, nicht aus. Aber mit fachkundiger Hilfe schaffte auch ich es schnell, die ein oder andere Welle zu reiten. Das erhebende Gefühl der ultimativen Coolness, das sich einstellt, wenn man, vorher hektisch paddelnd, auf sein Brett klettert, dann merkt, wie es sicher und stabil auf der Welle einrastet, und man von ihr in Richtung Strand getragen wird wie eine Schale Wackelpudding von einem Kellner im Lokal, ebenso wabbelig balancierend, ist nicht zu toppen. Man fühlt sich wie der “König der Welt” Leo, vorn auf der Titanic stehend, die majestätisch durch den Ozean braust, und möchte einfach alles und jeden umarmen und mit seiner Euphorie überschütten. Dass ich von außen betrachtet wohl eher aussah wie der Wackel-Elvis vorn am Rückspiegel eines VW Golf, der über einen Acker holpert, war dabei völlig nebensächlich.

Surfstunde

Surfstunde

Hartes Training bleibt nicht ohne Folgen

Was ich in diesen Situationen auch erfolgreich ausblenden konnte, war meine körperliche Lädiertheit. Diese nahm, wie bereits beschrieben, direkt am ersten Abend ihren Anfang und schien sich nach jeder Surfstunde während meines Aufenthaltes noch zu verschlimmern. Da in einem Tropenparadies wie Weligama auch wettertechnisch tropische Bedingungen herrschen, ist die Sonne oft ganz besonders eifrig dabei, jeden mit ihrer wohligen Wärme und Strahlung zu überschütten. Das macht den damit vertrauten Einheimischen und Langzeitreisenden nichts aus, mir bereits vorgeschädigtem Mitteleuropäer, der aus dem wolkenverhangenen Februarwetter in Deutschland kommt, leider um so mehr. So tauschte ich meine Badeshorts und kurzes Shirt schnell gegen einen langen Neoprenanzug, den man vom Surfcamp Gott sein Dank gestellt bekommt, und hoffte, so die schlimmeren Auswirkungen zu lindern. Das klappte jedoch eher bedingt gut, und so fühlte sich schon der erste Gang ins morgendliche Salzwasser bald an wie ein Kopfsprung in ein Säurebecken. Es gab irgendwann kaum eine Körperstelle, mit der ich auf dem Brett aufliegen konnte, ohne mich zu fühlen, als würde ich eine heiße Herdplatte anfassen. So manches Mal fing ich mir beim spektakulären Eintauchen bei einem missglückten Manöver einen bestrafenden Hieb meines Brettes samt einer Schramme oder einem blauen Fleck ein, und spaltete mir mit der Finne auch einen Fußnagel (Autsch). Irgendwann nach ein paar Tagen sah ich aus wie eine am Boden traurig zermatschte Portion Pommes Rot-weiß, optisch ein Mittelding aus einer Pizza Margarita und einer von Grillasche überzogenen Nürnberger Bratwurst, die unglücklich durch den Rost geplumpst ist. Ich erwachte jeden Morgen auf den verbliebenen Körperstellen liegend, die noch aushaltbar verletzt waren, und hatte dabei schon fast in der Hoffnung, heute mögen die ausbleibenden Wellen mir eine kleine Ruhepause vergönnen. Mein Ehrgeiz würde jedenfalls keine Gnade zeigen, sodass ich mich wieder in die Brandung schleppte, jeden auftretenden Schmerz mit Zähneknirschen ignorierend. Da waren die langen Pausen zwischen den Stunden schon eine sehr willkommene Erholungskur.

Andere Aktivitäten

Und, das muss man wirklich sagen, waren Omar und sein Team jederzeit bereit, uns die Schönheiten ihrer Heimat zu zeigen, die sich auch abseits der Wellen nur so türmten. So lud er uns zu einem abendlichen Barbecue an den Strand, mit frisch aus dem Wasser gezogenen Thunfisch-Steaks und köstlichen Currys, samt musikalischer Unterhaltung seiner Gitarre und Gesangsstimme, ein. In unserer kleinen Runde wurde es ein wahrhaft verzaubernder Abend, hier am Strand außerhalb der touristischen Großlokale der Stadt Weligama, wo einem die Lichtverschmutzung einen störungsfreien Blick auf das leuchtende Sternenzelt verwehrt. Bis spät in die Nacht gaben sie ein einheimisches Volkslied nach dem anderen, gemischt mit Lady Gaga und den Rolling Stones, zum Besten, der ein oder andere Whiskey machte die Runde und sorgte für allgemeine Erheiterung. Auch auf einen Bootsausflug auf den gleich hinter der Bucht gelegenen Fluss samt Vogel-Safari nahm er uns mit, und war allgemein immer zum Quatschen auf der Veranda seines Hauses, das sich direkt neben unserem Guest House befand, zu begeistern. Obwohl er offenbar ein erfolgreicher Geschäftsmann mit einem florierenden Business ist, und sicher immer viel um die Ohren hat, beeindruckte mich sein ruhiges und entspanntes Wesen, und die Zeit, die er sich immer auch spontan für seine Gäste nimmt. Aber auch davon abgesehen schien das Leben hier eine große Spur weniger durchgetaktet und hektisch, oft saßen er und sein Team nur bei ihm oder am Strand und unterhielten sich, wenn es mal keine Wellen gab, anstatt nur an die Akquise der nächsten Surfschüler oder sonstige Aufgaben zu denken, die es unweigerlich immer geben musste. Und offensichtlich scheint es ja zu funktionieren, und kann uns nur als Vorbild dienen.

Abend untern Sternenzelt

Abend untern Sternenzelt

Holz nachlegen

Holz nachlegen

Omar und der Onkel auf dem Boot

Omar und der Onkel auf dem Boot

Wer will balancieren?

Wer will balancieren?

Auf dem Fluss unterwegs

Auf dem Fluss unterwegs

Fazit

Ich habe das Gefühl, in den vier Tagen intensiven Surfens auf jeden Fall eine Spur sicherer auf dem Brett geworden zu sein, aus der Sicht hat es sich definitiv gelohnt. Und darum geht es ja wohl auch hauptsächlich. Wer wie ich hier, mit der klassischen Alman-Haltung, ein durchgeplantes Programm wie im Ferienlager erwartet, ist eindeutig schief gewickelt. Aber das wohl eher mein Fehler.


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